Die Geschichte der Schützengesellschaft der Stadt Zell beginnt nicht mit lautem Knall, sondern mit dem leisen Summen einer Luftbüchse auf einem Gartenfest des Vereins „Fidelio“ im Jahr 1905. Was als harmlose Unterhaltung gedacht war, entfachte in den Herzen der Zeller Bürger die Leidenschaft für den Schießsport. Angeführt von Adam Haas, dem zweiten Vorsitzenden beider Vereine, dem „Fidelio“ und dem Kameradschaftlichen Militärverein, wagten sie sich 1911 an das Schießen mit alten Militärgewehren. Der Wunsch nach dem „Knallen“ war erfüllt, die Geburtsstunde der Schützengesellschaft nah.
Am 3. Mai 1913 war es dann soweit: die Schützengesellschaft der Stadt Zell wurde offiziell gegründet, mit Josef Saurborn als erstem Präsidenten. Schon im Juli desselben Jahres feierte man das erste Schützenfest, bei dem Karl Lehmen aus Kaimt zum ersten Schützenkönig gekrönt wurde. Der Verein florierte, doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 brachte das Vereinsleben jäh zum Erliegen. Viele Mitglieder wurden zum Kriegsdienst eingezogen, einige kehrten nie zurück.
Doch die Liebe zum Schießsport überlebte den Krieg. Im Herbst 1927 fanden sich einige unentwegte Schützenbrüder im „Roten Haus“ zusammen und begannen wieder mit dem Training. Am 24. Juli 1928 wurde die Schützengesellschaft offiziell wiederbelebt, mit Jakob Bohn als neuem Präsidenten. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Schon im August desselben Jahres verstarb er. Dr. Alex Reichert übernahm das Ruder und führte den Verein mit Energie und Tatkraft durch die schwierige Zeit der Weimarer Republik.
In den folgenden Jahren erlebte die Schützengesellschaft eine Blütezeit. Schießstände wurden errichtet, eine neue Halle gebaut, Uniformen angeschafft und eine prächtige Fahne geweiht. Die Fahnenweihe fand am 30. Juni 1930 statt, in der denkwürdigen Nacht der Rheinlandbefreiung. Es war ein Fest der Freude und des Stolzes, ein Symbol für den unbändigen Lebenswillen der Schützengesellschaft.
Doch der Nationalsozialismus warf seinen Schatten auch auf die Schützengesellschaft. Der Schießsport wurde der Wehrertüchtigung untergeordnet, die traditionellen Werte des Vereins durch die Ideologie der Machthaber verzerrt.
Der Zweite Weltkrieg brachte erneut Leid und Entbehrung. Die Aktivitäten des Vereins ruhten, die Schützenhalle stand leer. Doch die Schützenbrüder hielten zusammen. Als der Ruderverein die Schützenhalle kaufen wollte, lehnten sie dies einstimmig ab. Sie sahen es als ihre Pflicht an, das Erbe der Kameraden, die im Krieg kämpften, zu bewahren.
Nach dem Krieg, im Jahr 1953, erwachte die Schützengesellschaft zu neuem Leben. Jakob Bohn, der bereits in den Gründungsjahren eine wichtige Rolle gespielt hatte, wurde erneut zum Präsidenten gewählt. Mit vereinten Kräften und großem Einsatz wurde die Schützenhalle wieder aufgebaut, neue Schießstände errichtet und das Vereinsleben wiederbelebt.
Doch die Zeiten hatten sich geändert. Die Menschen waren vom Krieg gezeichnet, und die allgemeine Vereinsmüdigkeit machte sich auch in der Schützengesellschaft bemerkbar. Es war schwer, junge Menschen für den Schießsport zu begeistern.
In den 1980er Jahren erlebte die Schützengesellschaft unter der Präsidentschaft von Hugo Grünewald eine neue Blütezeit. Mit Weitsicht und Tatkraft trieb er den Bau eines modernen Pistolenstandes und eines neuen Schützenhauses voran. Diese Investitionen in die Zukunft trugen Früchte. Die sportlichen Erfolge der Zeller Schützen mehrten sich, und die Kameradschaft im Verein wurde stärker denn je.
Die Geschichte der Schützengesellschaft der Stadt Zell ist ein Spiegelbild der deutschen Geschichte. Sie ist eine Geschichte von Stolz und Tradition, von Leid und Verlust, aber auch von Hoffnung und Erneuerung. Die Schützenbrüder haben in guten und in schlechten Zeiten zusammengehalten, ihre Ideale bewahrt und den Schießsport in Zell zu einer lebendigen Tradition gemacht.